Zwergpalme – nicht immer klein, Chamaerops humilis
Während die meisten Palmen auf europäischen Boden eigentlich Gäste sind, ist die Chamearops humilis (Gattung: Chamaerops, Familie: Palmengewächse), auch Zwergpalme genannt, eine der wenigen Palmen (die Kretische Dattelpalme wäre da noch eine), die in Europa heimisch ist.
Insbesondere an der Mittelmeerküste gibt es große Bestände davon: Ausgehend von Marokko, Libyen, Algerien, Tunesien über Spanien, Portugal, Italien und auch ein klein wenig in Frankreich wächst die Chamaerops humils natürlich und ist auch -an den meisten Standorten- nicht wirklich bedroht.Der größte Feind der Zwergpalme im natürlichen Habitat ist ausnahmsweise nur indirekt der Mensch: Schafe, Ziegen etc. laben sich sehr gerne an den frischen Trieben der Chamaerops humilis, was auch an der häufigen Kleinwüchsigkeit der Palmen durchaus seinen Anteil hat.
Sind keine „Tierfeinde“ vorhanden und passt der Platz, kann die Pflanze in Kultur auch schon einmal bis 6-8 Meter hoch werden – wer hat da „Zwergpalme“ gesagt? 😉
In unseren (etwas kühleren) Breiten ist die horstbildende (=mehrstämmige) Fächerpalme aber eher als Kübelpflanze beliebt – das liegt auch daran, dass ihre Frostempfindlichkeit etwas höher ist als z.B. bei der diesbezüglich sehr beliebten Hanfpalme.
Auch ist das Wachstum der Zwergpalme nicht so stark wie bei der Trachycarpus fortunei – die Beliebtheit ist demnach in den letzten Boomjahren der Hanfpalme für die Zwergpalme etwas gesunken.
Die Palme mit grünen bzw. grünbläulichen (zumeist bei der Var. „ceriferna“ – der blauen Zwergpalme) Blättern zählt aber zu den frostresistenten Arten – und bleibt damit ein fixer Bestandteil bei Palmenliebhabern.
Neben der Variante „ceriferna“ ist auch die Variante „Vulcano“ in den letzten Jahren deutlich beliebter geworden – diese stammt aus Sizilien und ist deutlich dichter/fester/kompakter als die Normalvariante.
Vorsicht bei allen Varianten: Auf den Fächern sind deutlich dickere Dornen als z.B. bei der Hanfpalme – man „sticht“ sich bei diverse Pflegearbeiten oder beim Transport demnach häufiger.
Standort, Pflege, Überwintern und Vermehren von Zwergpalmen
Wie fast alle Palmen liebt die Chamaerops humilis die Südseite: Volle Sonne ist ideal, aber auch Halbschatten passt der gar nicht so sensiblen Palme.
Wichtig ist beim Standort ein trockener Platz (egal ob draußen oder im Winterquartier): Blattpilze, Läuse etc. sind nämlich (wie bei meiner kleinen Pflanze ganz oben nach dem Winter auch der Fall) bei hoher Feuchtigkeit rasch auf der Zwergpalme einquartiert. Darüber hinaus sollte insbesondere im Winter nicht zu viel Feuchtigkeit auftreten.
Gute Gegenden in Österreich: Entlang der Donau, Wiener Becken, Region Nordburgenland (Neusiedler See und Umgebung), Marchfeld.
Trotzdem zählt die Zwergpalme eindeutig zu den pflegeleichten und windverträglichen Palmen – die Standortfrage (so man nicht ohnehin „nur“ in Kübeln kultiviert) ist demnach keine absolute Priorität.
Die Erde am Standort muss auch nicht besonders hochqualitativ sein (ist ja an den Mittelmeerrändern auch nicht der Fall, dort sind triste, felsige bzw. steinige Macchien sehr oft die Heimat), mineralische Böden mit guter Drainage wären eine ideale Basis. Windschutz ist kein Fehler – auch wenn die Chamaerops humilis zu den diesbezüglich resistenteren Exemplaren gehört.
Düngen ist bei ausgepflanzten Exemplaren nicht unbedingt notwendig, auch Topfplanzen benötigen nur wenig Dünger.
Bevor Sie eine Zwergpalme aussetzen, sollten Sie diese aber unbedingt ein wenig an den Frost gewöhnen – im Handel gekaufte Palmen haben zumeist noch nie Frost gehabt!
Je nach Region (ist natürlich auch in Österreich sehr unterschiedlich) sollten Sie eine Chamaerops humilis (egal, welche der vielen Arten) erst dann überwintern lassen, wenn diese mindestens 50cm Höhe gewonnen hat – meine noch relativ junge Pflanze (siehe Bild ganz oben) muss da noch ein wenig warten, wird aber im Frühling und im Herbst schon an leichte Minusgrade gewöhnt.Der Zwergpalme werden -10 bis -13 Grad an Frosthärte nachgesagt. Dabei ist aber -insbesondere in Gegenden mit stärkeren Frösten- unbedingt ein Winterschutz erforderlich bzw. das Mulchen sehr zu empfehlen – und es können trotzdem Schäden resultieren.
Junge Palmen (ohne ausgeprägten Stämmen) frieren oft über der Erde komplett zurück, treiben dann aber doch wieder aus.
Die Regenerationsfähigkeit der Chamaerops humilis ist (auch wegen eines kräftigen Wurzelsystems) durchschnittlich bis gut – auch Ausläufer der Palme überleben (im Gegensatz zur „Hauptpflanze“) oft den Winter.
Was bei Zwergpalmen von Experten immer wieder empfohlen wird: Regenschutz im Winter!
Ein „tragisches Beispiel“ eines Frostschadens ist auch hier abgebildet – nach erfolgreicher Überwinterung 2022/2023 gab es im (eigentlich sehr milden) Winter 2023/2024 2 stärkere Kältephase mit Wind, welche die Zwergpalme ziemlich traurig aussehen ließ…
Im Kübel (drin) überwinterte Zwergpalmen sollte man im Winter ebenso nicht viel gießen, ein recht kühler (und relativ heller) Platz wäre fein.
In Sachen Vermehrung benötigt man zumindest 2 Pflanzen: 1x männlich und 1x weiblich. Die weiblichen Pflanzen bilden recht unauffällige grünliche Blüten, die Männer geben mit leuchtend gelben Blüten und vielen Pollen den Befruchtergetier deutlichere Signale. Schon junge Chamaerops humilis blühen gerne – und bilden dann im Herbst organgefarbene bis rotbraune Früchte.
Die Samen der Zwergpalmen keimen in 1-2 Monaten (also recht rasch), auch die Vermehrung via Ausläufer ist möglich, wiewohl eher selten erfolgreich.
Gießkanne für die Zwergpalme:
Ausgepflanzte Exemplare kommen mit den Niederschlägen in unseren Breiten absolut aus – nur Zwergpalmen, welche z.B. unter einem Vordach eingepflanzt sind, sollte man ab und an bewässern. Im Winter empfiehlt sich bei Freilandhaltung oft sogar ein Regenschutz!
Im Winterquartier liebt es die Chamaerops ebenso ziemlich trocken – je kühler, desto weniger Wasser!
Weitere Infos zur Zwergpalme:
Chamaerops humilis bei Wikipedia