Marillen

Marillen – der Traum vom Baum

Ernte Marillen im Juli

Ernte Marillen im Juli

Während in Österreich der Begriff „Erdäpfel“ immer häufiger durch „Kartoffel“ ersetzt wird, bleibt die Marille noch die Marille und nur ganz selten (dann sind es Deutsche) wird der Begriff „Aprikose“ verwendet. Die Marille hat in Österreich Kultstatus – auch wenn es sich (wie bei so vielen Pflanzen und Bäumen) eigentlich nicht um einen Baum handelt, der in Österreich ursprünglich heimisch war.

Woher die Marillen kommen, ist bis heute ungeklärt. Der botanische Name „Prunus armeniaca“ weist ja auf eine Herkunft aus dem armenischen Raum hin – aber die Botaniker diskutieren auch noch über andere Regionen Asiens wie z.B. Indien oder auch China.
Fix ist jedenfalls die botanische Zuordnung der Marille in die Familie der Rosengewächse, wo mit Apfel, Birne, Erdbeere, Himbeere, Zwetschke, Pfirsich, Mandel etc. ja auch viele weitere Obstsorten gelistet sind, die bei uns schon lange sehr populär sind.

Prunus armeniaca ist ein Strauch oder ein Baum (bei uns eher als Baum bekannt), welcher bis zu 10 Meter Höhe erreichen kann. Im Handel finden sich mittlerweile viele Sorten und immer häufiger wird (für den kleineren Garten bzw. engere Räume) die Marille auch als Spalierobst angeboten.

Reife Marillen am Baum im Juli

Reife Marillen am Baum im Juli

Marillenbäume sind mehrjährige, laubabwerfende und winterharte Bäume (nur in den ersten Jahren ist ein leichter Winterschutz bei den Wurzeln kein Fehler, man weiß ja nie, ob vielleicht doch einmal wieder ein „richtiger“ Winter kommt), welche ab Ende März bis in den April hinein prächtig blühen. Die Blüten werden dann von Bienen, Hummeln und weiteren Insekten bestäubt und schon sehr bald bilden sich aus den Blüten die ersten (noch sehr kleinen) Marillen.

Die frühe Blüte ist in unseren Breiten leider ein sehr großes Problem: Durch die warmen Winter treiben Marillen oft extrem früh aus und die Blüten bzw. die dann noch sehr kleinen Marillen sind Spätfrösten ausgeliefert. Ob gibt es dann leider hohe Ausfälle – oder gar einen Totalausfall. Leider alle Jahre wieder zu beobachten…
Dass sich aber einige kleine (noch grüne) Marillen vom Baum lösen, sollte sie nicht weiter beunruhigen – im Laufe der Reifezeit gibt es auch einige Marillen, die verfaulen. Das kann mehrere Gründe haben – oft sind es Insekten, die sich an den teils noch grünen Marillen laben – Regen besorgt dann den Rest, sobald die Fruchthaut beschädigt ist.

Marillen am Baum - fast reif

Marillen am Baum – fast reif

Die zuerst grüne Frucht mit dem Kern in der Mitte (dessen Samen gerne zu Amaretto verarbeitet wird, der aber nicht essbar -weil giftig- ist) wird dann immer dicker und von Juni bis August (je nach Standort und Sorte) reif. Die Reife ist dann gegeben, wenn die letzten grünlichen Stellen weg sind und sich die Marille leicht vom Baum pflücken lässt.

Während der Reifezeit einfach ein paar Marillen vom Baum naschen – mag man es ein wenig süßer, lässt man die Marillen noch etwas am Baum nachreifen. Der Reifegrad hängt natürlich auch von der Lage der Frucht ab – hat der Ast einen besonders sonnigen Platz, reifen dort die Marillen etwas schneller aus als die Äste, die nicht dauerhaft in der Sonne liegen.

Marillen fast reif

Marillen fast reif

Hängen die Marillen zu lange am Baum, drohen aber Insekten (Wespen!) – denn die lieben die süßen Früchte ebenso. Auch Fäulnis mehr sich bei überreifen Früchten – die dann oft zu Boden klatschen und dann nur noch sehr beschränkt bzw. gar nicht mehr verwertbar sind. Also auch rechtig ernten – im Handel gibt es übrigens recht praktische Marillenpflücker, mit denen man auch (ohne zu kraxeln) in höhere Bereiche eines Marillenbaums kommt.

In Österreich ist der Marillenanbau in wärmeren Gegenden sinnvoll – so ist z.B. die „Wachauer Marille“ durchaus bekannt. Auch im Burgenland reifen ob der guten Sonnenstunden Marillenbäume gerne.

Weltweit sind z.B. die Türkei, Usbekistan, der Iran oder Italien beim kommerziellen Anbau ganz vorne.

Die Verwendungsmöglichkeiten der Marille sind vielfältig: Ich esse die Marillen immer am liebsten direkt vom Ast (kein Vergleich mit den halbgrünen und geschmacklosen Marillen, die wir im Winter bis ins Frühjahr im Handel vorfinden), Marillenmarmelade hat bei uns sowieso Kultstatus, Marillensaft ist auch beliebt, Marillenknödel sind eine Spezialität und Marillenschnaps hat wohl auch fast jeder hierzulande schon einmal probiert. Marillen kann man auch wunderbar einfrieren.

Der große Nachteil bei Marillen: Der jährlich sehr unterschiedliche Fruchtertrag (ob Witterung). Wir haben 3 Altbäume (mindestens schon 40 bis 60 Jahre alt) und einen Jungbaum zur Verfügung: Ein Jahr kann man bestenfalls ein paar Marillen verspeisen – das nächste Jahr verschenken wir die Marillen kübelweise…

Pflege und Standort Marillen

Grüne Marillen am Baum

Grüne Marillen am Baum

Ich bin mit Marillenbäumen im Garten aufgewachsen. Mutter hat Marmelade oder Kompott gemacht bzw. überschüssige Marillen eingefroren, der Vater hat Schnaps gebrannt.

Bezüglich Pflege habe ich aber leider keine Ahnung – die beschränkt sich auf die Ernte, etwas Gießen (bei extremer Trockenheit und Hitze) sowie auf das Entfernen des Herbstlaubes.

Mein Vater hat sich intensiv mit dem Anbau und dem Schnitt von Marillenbäumen beschäftigt – trotzdem haben von den 8 zusätzlich gesetzten Bäumchen gerade einmal 2 mehr als 10 Jahre überlebt… Und die hohen Altbäume schneide ich sicher nicht zurück – Äste von Marillenbäume neigen übrigens auch dazu, bei Überlast schnell und leicht abzubrechen…

Hier also nur einige Basisinfos – mehr Infos dann zur Pflege und zum Schnitt bei den Linktipps!

Fruchtansatz bei Marillen im April

Fruchtansatz bei Marillen im April

Marillen lieben die Sonne und die Wärme. Dass diese in Österreich besonders häufig in Weinbaugebieten kultiviert werden, ist also kein Zufall. Ich weiß aber auch von einem Marillenbaum in der Steiermark (auf ca. 800 Meter Seehöhe), der immer wieder Früchte trägt und mit Blüte und Ernte 1-2 Monate später dran ist. So wirklich groß wird dieser wohl aber nie werden (außer der Klimawandel schreitet noch schneller voran) und die Erträge sind auch sehr bescheiden.

Im heimischen Flachland neben der Sonne auch ein nährstoffreiches Substrat wichtig. Lehm- oder Lössböden sind prinzipiell nicht schlecht – sollten aber derart aufgelockert/angereichert werden sodass der Niederschlag rasch abließen kann.

Besonders bei Neuanpflanzungen sind Nährstoffe sehr gefragt – bei schon gut angewachsenen älteren Marillenbäumen sorgt dann das Wurzelwerk für die Nährstoffversorung.

Blüte Marillenbaum in Wien, Ende März

Blüte Marillenbaum in Wien, Ende März

Gießen ist bei Jungbäumen natürlich relevant – Dauernässe ist aber keinesfalls gefragt. Auch Jungpflanzen vertragen da schon einige Tage ohne Gießkanne und etablierte Altbäume sind nicht böse, wenn man bei langen Hitze- und Trockenperiode einen Gartenschlauch im Wurzelbereich laufen lässt. Insbesondere in der Zeit der Fruchtbildung sollte es nicht zu trocken sein. Auf extreme Hitze reagieren Marillenbäume mit etwas Blattverlust – da habe ich aber trotz schon vieler heißer Sommer erst 1x gesehen und das auch schon dann, als die Ernte längst eingefahren war.

Ein Praxistipp: Die knorrigen Äste sind durchaus anfällig für Stürme. Bei Volllast (viel Früchte) ist der Aufenthalt unter dem Marillenbaum nicht ratsam – immer wieder brechen bei großen Bäumen manche Äste ab. Diese zu stützen (z.B. mit dickerem Holzlatten vom Boden aus) kann durchaus Äste retten.

Vermehrt werden Marillenbäume durch Veredeln. Auch die Kerne könnte man einsetzen (gleich nach der Ernte) – die daraus (spärlich) wachsenden Jungpflanzen sind dann aber nicht sortenecht und tragen auch wenig bis gar keine Früchte.

Weitere Infos Marillenbaum

Marille-Aprikose bei Wikipedia

Infos Marillenbaum

Pflege und Pflanzen Marillenbaum

Marillenbaum knapp vor der Blüte

Marillenbaum – Ast knapp vor der Blüte

Junger Marillenbaum

Junger Marillenbaum