Fichten

Fichte – Picea

Fichten ca. 40 Jahre alt

Fichten ca. 40 Jahre alt

Die Gemeine Fichte (Picea abies) gilt immer noch als der „Brotbaum“ Mitteleuropas – und Generationen von Land- und Forstwirten haben mit der Pflege von Fichtenwäldern Geld verdient bzw. ein Zusatzeinkommen generiert.

In Mitteleuropa ist es zumeist Picea abies (bei uns schlicht „Fichte“ bezeichnet), die da in den Nutzwäldern vorranging anzutreffen ist – dies gilt insbesondere auch in Österreich, wo zuletzt mehr als die Hälfte der Nutzwälder aus Fichten bestand. Das dürfte sich aber in den nächsten Jahrzehnten noch ändern…

Fichten gehören der Familie der Kieferngewächse an und sind zumeist auf der Nordhalbkugel unserer Erde anzutreffen. Rund 50 Arten von Fichten gibt es vom der immergrünen und winterharten Baum.
Rund 30 bis 50 Meter werden Fichten hoch und können dabei mehrere 100 Jahre alt werden.

Wenn sie nicht davor (wie zumeist der Fall) zur Herstellung von Brennstoffen, Papier, Zellstoff, Bauholz, Möbeln etc. gefällt werden oder auf andere Weise ihr Wachstum beenden…

Da Fichten Flachwurzler sind, sind insbesondere exponiert stehende Exemplare sehr anfällig bezüglich Windbruch.

Für einen deutlichen Rückgang der Fichtenpopulation sorgt in unseren Breiten aber nicht nur der Wind: Auch die Klimaerwärmung stört die Flachwurzler sehr häufig – Fichten sind nämlich in kühleren Lagen wie z.B. etwas höher in den Alpen besser aufgehoben als im niedrig gelegenen Flachland wo in den letzten Jahren Hitzerperioden immer länger und häufiger auftreten als noch vor einigen Jahrzehnten.

Diese Hitzeperioden begünstigen auch einen weiteren Feind der Fichte: Der Borkenkäfer hat es damit immer leichter, sich in die Rinde/Borke von Fichten zu begeben (die Harzausschüttung zur Abwehr der Käfer funktioniert ohne ausreichenden Wassergaben schlechter), wo die dann folglich abgelegten Eier zu gefräßigen Larven mutieren, die binnen kurzer Zeit große Fichtenbestände gänzlich vernichten können. Denn mit kaputter Borke/Rinde ist die Wasserversorgung der Fichte hinüber…

Der Fichtenwald im Burgenland

Fichten ca. 30 Meter hoch

Fichten ca. 30 Meter hoch

Bezüglich Fichten habe ich auch eigene Erfahrungen abseits der Fichten im Garten meiner Kindheit zu bieten: Ende der 2010er-Jahre habe ich mir nämlich einen Fichtenwald (auch mit einigen Eichen, zu 95% aber Fichten) im Südburgenland (Höhenlage rund 300 Meter…) zugelegt.

Primär sollte dieser klassische Nutzwald als „Fitnesscenter“ und „Ruheoase“ für mich dienen (echte Fitnesscenter sind mir ein Graus) – dazu kam dann auch bald der Ehrgeiz, diesen Waldstreifen in Hügellage (3.300m2) zu einem Mischwald zu machen.

Hier gilt es auch unbedingt zu erwähnen, dass die erste Baumzählung etwas über 500 Fichten ergab – und jeder Forstwirt wird hier schon den Kopf schütteln.

Denn ursprünglich wurden vor rund 35-40 Jahren nahezu jeden Meter eine Jungfichte eingepflanzt und viele davon schafften es auch, anzuwachsen.

Das ergab dann aber (insbesondere im Inneren des Waldes) ein teilweise sehr trauriges Bild: Mangels früher und folgender Durchforstung (nur wenige Jungfichten wurden schon entfernt) waren viele Fichten dürr bzw. schon abgestorben bzw. hatten mangels Licht am Boden nur ganzu oben noch Nadeln.

Wenn man nahezu jeden Meter eine Fichte einsetzt und die nächste Reihe auch nur 1-2 Meter Abstand hat, ist auch nicht verwunderlich dass neben dem Wachstum der Fichten auch der Waldboden ziemlich unspektakulär aussieht: Nahezu kein Grün und auch keine Chance für Jungpflanzen, in die Höhe zu wachsen.

Fichten - zu eng gesetzt

Fichten – zu eng gesetzt

Nach einigen Jahren des Aufarbeitens von Todholz ist nun die nächsten Jahre das große Durchforsten angesagt: Kleinere und schwachwüchsige Bäume werden Stück für Stück entfernt – sodass die „zukunftsträchtigen“ Exempare mehr Platz und damit Kraft/Nährstoffe bekommen.

Laut Infos meines Lieblings-Forstwirts aus der Steiermark wäre es für eine Fichte ideal, auf allen Seiten mindestens 5 Meter Abstand zu haben. Rechnet man nun 5×5 Fläche für einen Baum, ergibt das 25m2 – demnach sollten in meinem Wald eigentlich nur rund 130 Bäume sein!

Es wird demnach noch ein paar Jahre dauern, bis im Wald wieder Platz geschaffen ist – Trockenheit und Hitze (Höhenlagen von 600 Meter und mehr werden oft für Fichten empfohlen) sowie der aus den Nachbarwäldern näherkommende Borkenkäfer und natürlich die Motor- bzw. Akkusäge sorgen aber aktuell und wohl auch in den nächsten Jahren für immer mehr freie Flächen bzw. schon jetzt für sichtbar mehr Grün am Waldboden.

Borkenkäferbäume kommen näher…:-(

Fichtenwald mit Borkenkäferbefall

Fichtenwald mit Borkenkäferbefall

Hier auch ein paar Fotos aus dem Nachbarwald, von dem aus sich die Borkenkäfer schon auf rund 30 Meter Distanz zu meinem Waldstück vorgefressen haben – trotz mehrmalige rVersuche des dortigen Waldbesitzers, den Käfer (inklusive der schadhaften Bäume) aus dem Wald zu bringen…

Ob des Borkenkäferbefalls im Nachbarwald habe ich auch schon Bereiche vorsorglich komplett ausgeschnitten um hier eine baumlose „Schutzzone“ zu schaffen – ob das etwas bringt, wird sich noch weisen…

Wichtig ist wohl auch (ohne hier besondere Expertise zu haben), dass in der „Begegnungszone“ dann nur gesunde Bäume stehen – die können sich nämlich mit viel Harzbildung gegen Borkenkäferattacken gut wehren. Die Harzbildung wiederum ist begünstigt, wenn die Bäume nicht zu sehr unter der (leider immer häufiger auftretenden) Trockenheit sowie unter Hitze leiden.

Die Vorbesitzerin des Waldes hat übrigens gemeint, dass die „Erbtant“ diesen Wald damals auch als „Christbaumwald“ angelegt hat – Fichten sind aber als Weihnachtsbaum ob ihrer spitzeren Nadeln nicht sehr beliebt.

Da gewinnt (wie auch in Sachen Klimawandelverträglichkeit) im Normalfall die Tanne.

Rinde mit Spuren vom Borkenkäfer

Rinde mit Spuren vom Borkenkäfer

Fichten mit Borkenkäferschäden

Fichten mit Borkenkäferschäden

Kahle Fichte nach Borkenkäferbefall

Kahle Fichte nach Borkenkäferbefall

Standort und Pflege von Fichten

Junge Fichte mit neuen Trieben

Junge Fichte mit neuen Trieben

Fichten sind prinzipiell ja eher pflegeleichte Bäume. So man mehrere Fichten einpflanzt, sollte man unbedingt auf den Pflanzenabstand achten (mindestens 5 Meter sagt mein Forstwirt, 6-8 Meter liest man andernorts) – und auch bedenken, dass sich gesunde Bäume auch unten den einen oder anderen Meter ausdehnen.

Bei meinen zu knapp gesetzten Fichten sind hingegen nur Nadeln auf den weiter oben befindlichen Ästen zu finden – zu finster war es den Ästen im unteren Bereich. Ist der untere Bereich einmal abgestorben, werden sich da auch keine neuen Äste mehr bilden.

Bezüglich Erde ist die Fichte keine Diva – gute Durchlüftung des Substrats, regelmäßige Feuchtigkeit und keine Staunässe sind gute Voraussetzungen dass die Jungfichte auch rasch und schön wächst.

Das Wachstum zeigt sich bei Fichten übrigens recht fein im Frühling: Da hat der Neuantrieb dann eine schöne hellgrüne Farbe während der Bestand dunkelgrün ist. Siehe Bilder…

Kleine Fichte am Waldrand

Kleine Fichte am Waldrand

Der Standort sollte sonnig oder zumindest halbsonnig sein. Je mehr Sonne, desto mehr Wasser braucht die junge Fichte auch – Jungfichten sollte man unbedingt zumindest 1x pro Woche (bei Hitze und Sonne) zusätzlich gießen.

In Sachen Vermehrung gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder Sie „finden“ irgendwo in Fichtenwaldnähe ein „Fichtenbaby“ und graben dieses vorsichtig aus (Achtung: die Wurzeln sind noch sehr sensibel – auch rasch einwässern) oder Sie kaufen sich eine Pflanze im Fachhandel.

Sehr wohl ist aber auch die Vermehrung mit Samen keine Diplomarbeit: Fichten sind „monözisch“ (= weibliche und männliche Blüten wachsen getrennt am selben Baum) und nach deren Befruchtung gibt es dann von April bis Juni (je nach Höhenlage/Standort) die Blüte welche dann in die Ausreifung der Fichtenzapfen übergeht.

Babyfichte im Juni

Babyfichte im Juni

Diese Zapfen werden dann im Herbst/Winter reif und entlassen die Samen von August bis in den Winter (teils sogar erst im folgendem Frühjahr) in den Wind. Erst nach Abgabe der Samen (die nur 3-6 mm groß sind und sich unter den Schuppen des Fichtenzapfen „verstecken“) fallen die 3 bis 20 cm langen Zapfen dann vom Baum.

Wenn Sie im Herbst Samen gewinnen, sollten diese vorher noch kühl überwintern und dann ab März eingesetzt werden.

Auch die Stecklingsvermehrung von neuen -aber schon leicht verholzten- Trieben wird empfohlen – diese habe ich aber (ob unzähliger Jungpflanzen aus dem Eigenwald) noch nicht probiert.

Weitere Infos Fichte:

Fichte bei Wikipedia

Pflege Fichten