Weinbergschnecke – das Original
Keine Frage – in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat uns der Klimawandel sowie auch die Globalisierung des Handels so manches neue Tier nach Europa gebracht.
Bei den Schnecken war das eher unerfreulich – denn sowohl die Spanische Wegschnecke als auch später die Gefleckte Weinbergschnecke sind nicht unbedingt Freunde der Gärtner unter uns…
Das Original der Weinbergschnecke ist hingegen weiterhin fixer Bestandteil vieler heimischer Gärten – und darf dort auch weiterhin seine langsamen Runden drehen. Das gilt auch für die bei uns ebenso heimischen Bänderschnecken aller Art.
Die Weinbergschnecke, auch „Helix pomatia“ genannt gehört zu den Landlungenschnecken und ist der Familie der Helicidae zugeordnet.
Bei uns ist sie seit Ewigkeiten heimisch und zumeist in lichten Wäldern mit viel Gebüsch sowie auch in Gärten anzutreffen. Primär ist für ein Vorkommen wichtig, dass die Böden im Habitat recht kalkreich sind und auch nicht zu trocken ausfallen.
Denn auch wenn die Weinbergschnecke Wärme mag, ist auch Feuchtigkeit für die Schnecken sehr wichtig – Schnecken bleiben eher im angestammten Lebensraum und können diesen mangels eher niedriger Fortbewegungsmöglichkeiten („Schneckentempo“) ja auch nicht so rasch verlassen.
Auch wenn man die Weinbergschnecken (im Gegensatz zu den Spanischen Wegschnecken oder auch den Gefleckten Weinbergschnecken) oft auch noch unter Tags sieht (z.B. nach Regenfällen und bei noch niedrigen Temperaturen) sind sie ob ihres Feuchtigkeitsbedarfes eher dann unterwegs, wenn keine Sonne scheint.
Die „original“ Weinbergschnecke ist in fast ganz Europa zu Hause und ist mit einem Gehäusedurchmesser von 3 bis 5 cm auch etwas größer als die Gefleckte Weinbergschnecke. Weinbergschnecken werden bis zu 8 Jahre alt (im Terrarium oft sogar noch deutlich älter) und atmen durch ein Atemloch, welches man dann gut sieht, wenn die Schnecke die voll ausgestreckt (also im Fortbewegungsmodus) ist.
Das Haus der Weinbergschnecke besteht primär aus Kalk und ist zumeist rechtsgängig gewunden – ist das nicht der Fall (sondern das Gegenteil trifft zu, also links-gewunden) spricht man von einem „Schneckenkönig“. Die Varinate Schneckenkönig kommt aber nur sehr selten vor.
Für Gartenfreunde wichtig: Die Weinbergschnecke ist kein Schädling! Sie frisst primär welche Pflanzenteile und knabbert vielleicht auch ein wenig auf der Wiese herum – im Gegensatz zu anderen Schnecken wird man sie aber eher nur selten (und dann nur mit sehr bescheidenen Schäden) im Gemüsebeet finden. Auch Algen grast sie gerne ab.
In der kalten Jahreszeit bleibt die Weinbergschnecke dann im Haus, gräbt sich ein wenig ein und verschließt das Haus dann mit einem relativ dicken Kalkdeckel welcher den kalten Temperaturen trotzen soll.
Dieser ist dicker als der Deckel der bei uns leider invasiv gewordenen Gefleckten Weinbergschnecke – letztere schafft es aber mittlerweile auch durch unsere (mild gewordenen) Winter.
Auch im Sommer wird man immer wieder Weinbergschnecken mit Kalkdeckel finden: Dann gehen die Weinbergschnecken in die sogenannte „Trockenstarre“. Das hier abgebildete Tierchen hat sich im Juli in der leicht zugängigen und alten Gartenhütte ein paar Wochen mehr oder minder gemütlich gemacht.
Ist es nämlich besonders heiß und trocken, übertaucht die Schnecke damit diese Periode und ist dann erst wieder unterwegs, wenn sie sich wieder fit genug fühlt.
Helix pomatia (Weinbergschnecke) kann man auch verspeisen – die Entnahme von Weinbergschnecken aus der Natur ist jedoch verboten! In Österreich, Deutschland und der Schweiz sind Weinbergschnecken geschützt!
Insbesondere in Frankreich werden die Weinbergschnecken als Delikatesse gesehen – solche kommen aber nur aus Züchtungen (sehen dann auch oft aus wie eine Mischung unserer Weinbergschnecke und der Gefleckten Weinbergschnecke). Insbesondere mit Kräuterbutter werden gebratene Weinbergschnecken (die man zuvor tötet und dann brät) bei den Franzosen gerne „garniert“ – ab und an kriegt man diese auch in heimischen Delikatessengeschäften zum Kauf angeboten.
Nachdem ich bei uns im Garten auch viele Weinbergschnecken sehe (die Gefleckten Weinbergschnecken haben aber klar die Überhand, die Spanische Wegschnecke nimmt dafür ab), fällt mir immer häufiger auf, dass in letzter Zeit vermehrt „Mischungen“ aus beiden Schneckenarten zu sehen sind.
Siehe Bild etwas weiter oben mit 4 unterschiedlich gemusterten Exemplaren von Weinbergschnecken (Unten im Bild: Eine Gefleckte Weinbergschnecke, rechts im Bild: eine „klassische“ Weinbergschnecke).
Das ergibt dann durchaus interessante Farbenspiele bei der sonst eher unspektakulären Farbe des Hauses.
Es liegt somit nahe, dass sich die beiden Weinbergschnecken-Arten auch vermehrungstechnisch ab und an treffen – diesbezüglich habe ich aber noch keine Beobachtungen gemacht und bin auf dem Gebiet der Schneckenkunde auch kein wirklicher Experte.
Zur Fortpflanzung der Weinbergschnecke gibt es zu wissen: Weinbergschnecken sind Zwitter, welche aber sehr wohl ein Liebespiel mittels (Liebespfeilen) durchführen. Gibt es dann Eier, werden davon rund 30 bis 60 Stück in eine Grube gelegt, welche die Weinbergschnecke mit dem „Hinterfuß“ aushebt. Das sieht dann durchaus spektakulär aus – siehe Bild!
Nach 4 bis 5 Wochen schlüpfen die Babyschnecken dann und sind nach 2 bis 3 Jahren auch geschlechtsreif. Die Überlebensrate der Jungtiere ist aber eher gering – eine „Schneckeninvasion“ seitens Weinbergschnecke (zumindest der „Originalversion“) ist nicht zu befürchten.