Hausrotschwanz – Rotschwänzchen

Der Hausrotschwanz brütet in der Garage…

Hausrotschwanz - Rotschwänzchen

Hausrotschwanz – Rotschwänzchen

Sie fühlen sich in unseren Breiten (auch im Flachland immer mehr) durchaus wohl: Die Gattung der Rotschwänze aus der Familie der Fliegenschnapper.

„Rotschwänzchen“ sagen wir in Österreich sehr gerne und häufig zum Hausrotschwanz – können damit aber auch oft irrtümlich den recht ähnlich aussehenden Gartenrotschwanz meinen.

In meinem Garten am Wiener Stadtrand tummeln sich ja einige -mehr oder minder- bunte Vögel – Amseln, Meisen, Spatzen (immer weniger…), Tauben, Krähen/Raben, Elstern und immer häufiger auch Reiher aus der benachbarten Lobau (auf Futtersuche in diversen Schwimmteichen) sowie noch einige andere Vögel.

Der Hausrotschwanz hat es mir aber besonders angetan – zu spekakulär war es, dessen Bruttätigkeit direkt via Hinterausgang des Hauses zu beobachten wo man auch einen guten Blick auf die Rückseite der Garage hat. Dort befinden sich 2 Lüftungsrohre der Garage – und plötzlich war davon eines von einem nestbauenden und dann brütenden Hausrotschwanz-Paar belegt.

Hausrotschwanz vor dem Nest (unteres Lüftungsloch in Garage)

Hausrotschwanz vor dem Nest (unteres Lüftungsloch in Garage)

War ich anfangs noch überrascht, dass mich dort in der Ecke beim Gießen immer ein Rotschwänzchen „ankeift“, war bald klar – da sind Rotschwänzchen eingezogen!

Die nächsten Wochen sollten dann im Bereich der Garage ziemlich laut werden – siehe weiter unten.

Vorerst einmal zu den „Basisdaten“ des Hausrotschwanz, der etwas kleiner als die bei uns früher sehr häufigen Spatzen („Haussperling“) ist:

Der Hausrotschwanz ist bei uns in Österreich schon recht weit verbreitet und hat sich vom Süden Europas herkommend (wo er auch heute noch bevorzugt in etwas höhergelegenen Gegenden wie Gebirgen vorkommt) schon ganz weit gen Norden vorgewagt. Der Klimawandel ist daran wohl nicht ganz unschuldig…

Auch in Nordafrika gibt es kleine Vorkommen und Unterarten sind auch von der Türkei bis nach China anzutreffen. Der europäische Hausrotschwanz verbringt die kältere Jahreszeit gerne im wärmeren Mittelmeerraum (ist dort auch oft ganzjährig anzutreffen, z.B. am Balkan, Spanien, Italien oder Frankreich) oder in Afrika.

Hausrotschwanz auf Wachposten in Angriffslaune

Hausrotschwanz auf Wachposten in Angriffslaune

Bei uns verabschieden sich die Hausrotschwanz-Vögel zumeist im Oktober um dann oft auch schon Ende Februar (bei ausreichender Wärme) nach Österreich zurückzukehren.

Mittlerweile wagt sich der Hausrotschwanz auch schon in tiefer gelegene Gegenden (wie z.B. zu uns an den Wiener Stadtrand) und erobert dort frech auch immer häufiger das Siedlungsgebiet.

Auch Kiesgruben, Steinbrüche, Lost Places und sonstige Nischen mit guter Aussicht sind beliebte Nistplätze.

Erwachsene Vögel sind recht reviertreu (kommen also oft auch wieder im nächsten Jahr), Jungvögel suchen sich hingegen im nächsten Jahr eigene Plätze. Das sorgt wohl auch für die weite Verbreitung (auch gegen Norden Europas hin) – was der Gesamtpopulation dieser Tiere durchaus nicht abträglich ist.

Ästling Hausrotschwanz 1. Tag Ausflug

Ästling Hausrotschwanz 1. Tag Ausflug

Nach einem Jahr sind die Tiere geschlechtsreif (mehr Infos zum Aussehen von Männchen und Weibchen bei den Linktipps) und ab und an gibt es sogar mehrere Bruten pro Jahr.

Als Brutplatz wählen Herr und Frau Hausrotschwanz bevorzugt offene und übersichtliche Plätze – ein kurzer (gemähter) Rasen wird ob der guten Aussicht auf Beute (Insekten!) bevorzugt.

Auch Beeren soll das Rotschwänzchen nicht verschmähen – ich selbst habe primär die Jagd auf Insekten, Raupen, Heuschrecken etc. mehrfach und gut beobachten können.

Nachwuchs beim Hausrotschwanz – es wird laut…

Nachdem ich bemerkt habe, dass da im Garagenentlüftungsrohr ein Nest gebaut und dann gebrütet wird, habe ich den Platz direkt neben dem Nest nur noch selten betreten – man will ja nicht stören…

Ästling Hausrotschwanz am Gartenzaun

Ästling Hausrotschwanz am Gartenzaun

Gegenteiliges würde man aber auch vom Hausrotschwanz erwarten – doch Stille ist seine Sache nicht!

Denkt man nicht an die neuen (kurzzeitigen) Mitbewohner, kann es schon sein, dass da plötzlich einen Meter vor einem ein schimpfendes Weibchen oder Männchen auftaucht und ein deutliches „tk tk“ von sich gibt. Das typische Knicksen sowie das Schwanzzittern der Vögel ist ein deutliches Erkennungsmerkmal – auch in der Unterscheidung vom Gartenrotschwanz (siehe Links unten).

Nach der Brutzeit wurde es dann wirklich hektisch und die Eltern der Nestlinge wurden deutlich lauter und aggressiver: Schon das Auftauchen im Garten alleine reichte und man erhielt eine Schimpftirade welche mit hektischem Hin- und Herhüpfen zwischen guten Aussichtsplätzen begleitet wurde.

War dann auch noch zufällig unsere Katze im Garten, wurde mit Argusaugen ein Platz gewählt, wo der Elternvogel eine gute Übersicht auf alle potenziellen „Feinde“ (die Katze: ja, ich weniger…) hat.

Ästling Hausrotschwanz mit Futter am Zaun

Ästling Hausrotschwanz mit Futter am Zaun

Es war faszinierend und verlässlich: Geht man in den Garten, gibt es Alarm. Und das hinderte die Tiere auch gar nicht, sich zwischen dem Gezappel und „Gebrüll“ auch ganz rasch Insekten aus der Luft zu „fischen“. Das sah wirklich ziemlich spektakulär und sehr geschickt aus!

Massenweise wurde also Futter für die Jungtiere angeflogen – und war man in der Nähe, wurde man immer von hohen „Aussichtswarten“ gut beobachtet bevor sich der Vogel dem Nest näherte.

Die Rotschwänzchen sind nämlich sogenannte „Wartenjäger“, welche ihre Beute via Dach, Zaun, Baum etc. erspähen und dann blitzartig (ob in der Luft oder im Gras) schnappen. Zugleich den Nachwuchs zu füttern sowie zu bewachen ist da kein Widerspruch…

So wirklich laut wurde es dann aber bei der „Nestflucht“ der Jungtiere: Ein Vogel nach dem anderen wurde aus dem Nest (Rohr) gebeten, nahm kurz irgendwo in der Nähe Platz um dann (nur sehr zögerlich) die ersten Flugversuche zu unternehmen. Aber immerhin: Nach nur 12 bis 19 Tagen (lt. Wikipedia) im Nest schon fliegen zu müssen, erscheint durchaus respektabel!

Hier ein kurzes Video von einer Zwischenlandung auf dem Gartenzaun – die Videoaufnahme war dem Elternteil (auch im Bild, leider ein wenig verwackelt, da sehr hektisch…) gar nicht recht…;-)

Tipp: Ton etwas lauter aufdrehen, dann hört man das „tk tk“ deutlicher.

4 Jungvögel konnte ich beim Ausfliegen beobachten (vielleicht waren es auch 5 oder 6) und da waren die Eltern dann besonders angriffslustig und laut. Näherte man sich (auch unabsichtlich) dem Rastplatz des Vogels, folgen Mama und Papa gleich heran und wurden laut.

Interessant auch (siehe Foto bzw. Video gleich oben) dass die Jungtiere auch nach Verlassen des Nests noch einige Zeit mit Futter versorgt werden.

Zum Glück bog die Katze diesen Tag in eine gänzlich andere Richtung ab (vielleicht haben die Vögel das auch beobachtet und die Jungtiere dann in eine sichere Richtung gelockt, würde ich ihnen durchaus zutrauen) und es scheint wahrscheinlich, dass alle Jungtiere den Ausflug geschafft haben. Rund 10 Tage dürften die Eltern dann „Begleitschutz“ ins junge Leben geben (was man dann auch noch ein paar Tage deutlich hört…), dann trennen sich die Wege.

Eine nahe Verwandte ist übrigens das Rotkehlchen – erkennbar an der orangeroten Kehle. Sollte ich trotz einiger Recherche doch einen (sehr ähnlichen) Gartenrotschwanz beobachtet (fotografiert und gefilmt) haben, lassen Sie es mich wissen – bin ja keinesfalls ein Ornithologe.

Die Rotschwänzchen haben jedenfalls ein paar Wochen für prächtige Unterhaltung (und etwas Lärm) im Garten gesorgt und dürfen nächstes Jahr gerne wieder einziehen;-)

Vogelhaus Stadt Wien

Vogelhaus Stadt Wien

Noch ein Tipp für Vogelfreunde: Nistkästen helfen ob der immer rarer werdenen Nistmöglichkeiten (insbesondere im bebauten Gebiet) durchaus und werden (so sie den Anforderung der Tiere auch entsprechen) sehr gerne angenommen.

Unsere Kids haben vor vielen Jahren einmal von einem Ausflug bei einer Stadt-Wien-Stelle einen solchen Nistkasten (sieh Bild) mitgenommen, welchen ich dann (für Katzen etc. unerreichbar) auf einem Baum angebracht habe.

Dieser beherbergt Jahr für Jahr Vogelnester – insbesondere Meisen dürfte diese Konstruktion besonders ansprechen.

Weitere Infos Rotschwänzchen:

Hausrotschwanz bei Wikipedia

Gartenrotschwanz bei Wikipedia

Rotkehlchen bei Wikipedia